Ursachen und Symptome von Neurodermitis: Ein umfassender Überblick
Neurodermitis, auch als atopische Dermatitis bekannt, ist eine chronische, entzündliche Hauterkrankung, die weltweit Millionen von Menschen betrifft. Charakteristisch für diese Krankheit sind trockene, juckende und entzündete Hautstellen, die durch verschiedene innere und äußere Faktoren ausgelöst und verschlimmert werden können. In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die Ursachen und Symptome von Neurodermitis und helfen Ihnen, die Krankheit besser zu verstehen.
Ursachen von Neurodermitis
Die genauen Ursachen von Neurodermitis sind noch nicht vollständig geklärt, jedoch handelt es sich um eine multifaktorielle Erkrankung, die durch eine Kombination von genetischen, immunologischen und umweltbedingten Einflüssen verursacht wird.
1. Genetische Veranlagung
Einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung von Neurodermitis ist die genetische Veranlagung. Menschen mit einer familiären Vorgeschichte von atopischen Erkrankungen wie Heuschnupfen, Asthma oder Neurodermitis haben ein erhöhtes Risiko, die Krankheit zu entwickeln. Ein bedeutender Teil der Betroffenen weist eine Mutation im Filaggrin-Gen auf. Filaggrin ist ein Protein, das für die Aufrechterhaltung der Hautbarriere verantwortlich ist. Eine defekte Hautbarriere führt zu einem höheren Wasserverlust und macht die Haut anfälliger für Reizstoffe und Allergene.
2. Störung der Hautbarriere
Bei Menschen mit Neurodermitis ist die natürliche Hautbarriere oft gestört. Diese Barriere schützt die Haut normalerweise vor schädlichen Einflüssen und verhindert, dass Feuchtigkeit entweicht. Eine geschädigte Hautbarriere führt dazu, dass die Haut trocken und rissig wird, wodurch sie anfälliger für Irritationen, Infektionen und allergische Reaktionen ist.
3. Überreaktives Immunsystem
Neurodermitis ist eine immunvermittelte Erkrankung, bei der das Immunsystem überaktiv wird und auf normalerweise harmlose Substanzen überreagiert. Diese übermäßige Immunreaktion führt zu einer chronischen Entzündung der Haut, was die typischen Symptome wie Rötung, Juckreiz und Schwellungen verursacht.
4. Umweltfaktoren
Äußere Faktoren spielen ebenfalls eine große Rolle bei der Auslösung und Verschlimmerung von Neurodermitis-Symptomen. Häufige Umweltfaktoren sind:
Allergene wie Pollen, Hausstaubmilben oder Tierhaare
Chemische Reizstoffe wie Seifen, Parfums oder aggressive Reinigungsmittel
Klimatische Einflüsse, insbesondere trockene Luft oder extreme Kälte
Stress und emotionale Belastungen, die nachweislich Neurodermitis-Schübe auslösen können
5. Ernährungsfaktoren
Auch bestimmte Nahrungsmittel können bei einigen Menschen mit Neurodermitis eine Rolle spielen. Lebensmittelallergien, insbesondere gegen Milch, Eier, Nüsse oder Weizen, können bei manchen Betroffenen zu einem Aufflammen der Symptome führen.
Symptome der Neurodermitis
Die Symptome von Neurodermitis können von Person zu Person stark variieren und hängen auch von der Schwere der Erkrankung ab. Die folgenden Symptome sind typisch für Neurodermitis:
1. Trockene, schuppige Haut
Eines der auffälligsten Merkmale von Neurodermitis ist extrem trockene und schuppige Haut. Aufgrund der gestörten Hautbarriere verliert die Haut ihre natürliche Feuchtigkeit und wird rau und rissig. Die Trockenheit der Haut kann das Risiko von Entzündungen und Infektionen erhöhen.
2. Starker Juckreiz
Juckreiz ist eines der belastendsten Symptome von Neurodermitis. Er kann so intensiv sein, dass er den Schlaf stört und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt. Das Kratzen verschlimmert jedoch oft die Symptome, da es die Haut weiter schädigt und zu sogenannten „Kratz-Kreisläufen“ führt, bei denen die Haut sich aufgrund des ständigen Kratzens verdickt und verhornt.
3. Rötung und Entzündung
In den betroffenen Hautbereichen treten häufig Rötungen und Schwellungen auf, die auf die entzündliche Reaktion des Immunsystems zurückzuführen sind. Diese entzündeten Stellen können sich an verschiedenen Körperpartien befinden, je nach Alter und Schweregrad der Neurodermitis.
4. Bläschenbildung und Nässen
In schweren Fällen können kleine Bläschen auf der Haut entstehen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Diese Bläschen können aufplatzen und nässen, was das Risiko von bakteriellen Infektionen erhöht.
5. Verdickung und Verfärbung der Haut
Chronisches Kratzen führt zu einer Verdickung und Verhärtung der Haut, ein Zustand, der als Lichenifikation bezeichnet wird. Die betroffenen Hautpartien können rau und lederartig erscheinen und sich durch übermäßiges Kratzen oder Reibung dunkler oder heller verfärben.
6. Lokalisation der Symptome
Säuglinge: Bei Säuglingen tritt Neurodermitis oft auf den Wangen, der Stirn und der Kopfhaut auf, kann aber auch Arme und Beine betreffen.
Kinder: Bei Kindern treten die Symptome häufig in den Ellenbogen- und Kniebeugen auf, aber auch im Gesicht, am Hals und an den Handgelenken.
Erwachsene: Bei Erwachsenen sind die Hände, das Gesicht und die Augenlider oft betroffen, aber auch der Hals und die obere Körperhälfte.
Komplikationen der Neurodermitis
Unbehandelt kann Neurodermitis zu verschiedenen Komplikationen führen:
Infektionen: Durch das ständige Kratzen kann die Haut aufbrechen, was das Risiko für bakterielle Infektionen wie Staphylokokken erhöht.
Schlafstörungen: Der starke nächtliche Juckreiz kann zu Schlafstörungen führen, was die Lebensqualität und das allgemeine Wohlbefinden beeinträchtigt.
Psychosoziale Auswirkungen: Menschen mit Neurodermitis leiden oft unter emotionalem Stress, Selbstwertproblemen und sozialer Isolation, insbesondere wenn die sichtbaren Hautsymptome ausgeprägt sind.
Fazit
Neurodermitis ist eine komplexe Erkrankung, deren Ursachen auf einer Mischung aus genetischen, immunologischen und umweltbedingten Faktoren beruhen. Die Symptome variieren stark, aber sie umfassen typischerweise trockene, juckende und entzündete Hautstellen, die je nach Auslöser und Behandlungsstrategie auftreten oder abklingen können. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Behandlung sind entscheidend, um die Symptome unter Kontrolle zu halten und Komplikationen zu vermeiden. Bei Mellinos bieten wir wertvolle Informationen und Kurse, die Ihnen helfen können, Ihre Neurodermitis besser zu verstehen und zu behandeln.
Quellen
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Cork, M. J., & Danby, S. G. (2009). Epidermal barrier dysfunction in atopic dermatitis. Journal of Investigative Dermatology, 129(8), 1892-1908.
Autor: Dr. med. Yesser Falk